Herbert Knebels Affentheater rockt die ausverkaufte Ilseder Gebläsehalle erbarmungslos
28.04.18 | „Aller guten Dinge sind drei“, sagt der Volksmund. Im Fall von Herbert Knebels Affentheater erweist sich diese Weisheit einmal mehr als absolut korrekt. Zum dritten Mal nämlich holt der Gleitz Verlag den rüstigen Rentner auf die Bühne der Gebläsehalle.
Mit einem kleinen, aber feinen Unterschied: Jetzt wird gerockt – bis (es) qualmt. Doch das bedeutet noch lange nicht, dass sich der Lachmuskel einen faulen Lenz machen darf. Das genaue Gegenteil ist der Fall.
Schließlich sind die altbekannten Weggefährten Ozzy, Ernst und der Trainer mit von der Partie, ergänzt von Henjek und Stenjek Popolski, bestens bekannt als das Bläserduo der legendären Musikerfamilie aus Polen. Gemeinsam spielen die sechs Musiker, begleitet vom FSJ-ler „Schwester Manfred“, der stets im Arztkittel als Gitarrenanreicher seinen Dienst erledigt, die besten Songs aus 30 Jahren Tourgeschichte.
Bei dieser Zahl fällt auf, dass weder die Musik noch Knebel-Erfinder Uwe Lyko von der Zeit gezeichnet sind. Lachen ist also offensichtlich gesund. Der Kabarettist zeigt sich bestens gelaunt und in Bestform, das gilt für seine Agilität, aber vor allem für sein loses Mundwerk. Eine Auswahl gefällig? „Dich haben sie wohl durch einen ganz dicken Pullover gestillt“, zum Trainer am Schlagzeug, als er vollkommen sinnlos den Song unterbricht. „Als mir die Suppe ins Gehirn schoss“, wenn Knebel aus seiner Sturm- und Drangzeit berichtet. „Die Engländer mit ihrem Linksverkehr. Was haben sie davon – Prinz Charles.“ Oder ans Publikum gerichtet: „Ich finde Euch sexy – teilweise.“ Auch die Kalauer funktionieren. Kaum sind Henjek und Stenjek auf der Bühne, vermisst Knebel seine Brieftasche. Mit dem Charme einer Abrissbirne moderiert Knebel mit seinem Team jeden Song an und sorgt damit für die Lacher – die bei den einzelnen Titeln nicht verstummen.
750 Besucher sorgte für eine volle (Ilseder) Hütte und waren nach über zwei Stunden Programm restlos begeistert.
Das Rezept für die Songs ist einfach und effektiv. Man nehme Klassiker aus Rock und Pop und dichtet deutsche Texte mit einer großen Prise Humor darauf. Aus „Wild Thing“ wird ein wildes Ding, der Herbert ist der Siedlungsking, „wild und ungekämmt, morgens voll verpennt“, bei „Go Ozzy Go“ wird der Gitarrist angefeuert, alles zu geben, aus „Lola“ von The Kinks wird kurzerhand „Lothar“, wenn Herbert sich aus Versehen in einen Transvestiten verguckt hat.
Neben viel Klamauk sind aber auch leicht sozialkritische Ansätze zu finden, beispielsweise beim Beatles-Remake von „Come Together“, wenn dazu aufgerufen wird, sich ohne Strom zu organisieren, schließlich hat die Welt vor dem Siegeszug des Computers auch funktioniert. Aber auch das Motto „Sex sells“ wird verfolgt. Von Knebels amtlicher Bauchtanzeinlage dürfte die Frauenwelt noch lange träumen – welche Art von Traum, ist dem jeweiligen Geschmack überlassen. Das wird nur noch übertroffen, wenn DJ Trainer und der Frauenbeauftragte Ozzy ihre Disco-Show präsentieren. Da bleibt kein Auge trocken, spätestens hier sollte jeder Funke im Publikum zur lodernden Flamme mutiert sein oder, wie Knebel sagt: „Wenn die Hormone Reise nach Jerusalem spielen!“
Durften erst nach mehreren Zugaben gehen (von links): Ozzy Ostermann, der Trainer, Herbert Knebel, Ernst Pichel sowie Henjek und Stenjek Popolski.
In der Zugabe fällt dann folgendes auf. Zwar kommt Knebel im überaus grotesken Elvis-Kostüm auf die Bühne. Doch den Titel „Suspicious Mind“ ist der einzige, der keinen neuen Ulk-Text verpasst bekommt. Dazu ist dann der Respekt vor dem Lebenswerk des Künstlers doch zu groß. Respekt zollt am Ende der lachtränenreichen Show das Publikum auch an Herbert Knebels Affentheater. Das war spritzig, das war witzig, einfallsreich inszeniert, wenn Ozzy beim Thema Alter mal eben schnell eine Riesenladung Tabletten einwirft, pointenreich und musikalisch wirklich perfekt. Es wird wohl zukünftig heißen, aller guten Dinge sind vier. Die Vorfreude auf ein Wiedersehen beginnt ab sofort.
Von Andreas Kreichelt / Fotos: Clemens Heidrich
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