Clemens Bittlinger, David Plüss und David Kandert begeistern über 300 Besucher in der vollbesetzten Dingelber Kirche
02.06.16 | Mit tiefsinnigen Liedern, teilweise auch provokanten Texten und witzigen Geschichten begeisterte der Liedermacher und evangelische Pfarrer in der bis auf den letzten Platz besetzten katholischen Kirche Sankt Michael in Dingelbe.
Dabei wurde der als „Rockpfarrer“ bekannte Geistliche aus dem Odenwald von Davis Plüss (Keyboard, Akordeon, Gesang) und David Kandert (Perkussion, Backings, Gesang) im Altarraum der Kirche unterstützt. Das zweistündige Nonstop-Programm des Liedermaches verging dabei wie im Flug. Mit Liedern aus seinem neuen und aktuellen Album „unerhört“ schaffte es der christlich orientierte Interpret mit halber Pastorenstelle das Publikum immer wieder gekonnt mit einzubinden. Das einzigartige Programm war eine Mischung aus Humor, Provokation und hoffnungsfroher Nachdenklichkeit. „In der Kircher darf man nicht politisch korrekt sein“ war seine Botschaft. Der Name Gottes werde oft missbraucht, um andere unchristliche Ziele zu erreichen. Das gelte besonders bei der Behandlung von Flüchtlingen. Das Asylrecht sei ein hohes Gut der Verfassung. „Fremde sind Freunde, die mir vorher noch nicht begegnet sind“, rief Bittlinger in den Kirchenraum und sang danach das Lied „Aufstehn, aufeinander zu gehn“. Das nahmen die Zuhörer dann wörtlich und stimmten im Stehen lautstark mit ein.
„Es gibt Menschen, die tun einfach gut“, war eine weitere Botschaft. Es nerve ihn ungemein die Unzufriedenheit und das Gemeckere in unserer reichen Spaßgesellschaft. „Entweder ist es zu kalt oder zu warm, zu trocken oder zu nass. Wenn das noch nicht reicht, dann zieht es.“
Bei diesem grandiosen Konzert redete er aber auch „in eigener Sache“ Klartext. Die Kirche zu verändern sei so schwierig wie die Umbettung von Gräbern auf einem Friedhof. „Es fehlt einfach die Hilfe von unten“, meinte der „Quotenkönig der Kanzel“ provokant. Mit dem Lied „Langsam durch die schnelle Zeit“ machte Bittlinger mit Blick auf seinen Keyboarder David Plüss aus der Schweiz eine spitzfindige Anmerkung zur Eröffnung des Gotthard-Basistunnels. Der sei nach einer 17-jährigen Bauzeit ein Jahr vorher als geplant und sogar im finanziellen Rahmen fertiggestellt worden. Den zuständigen Ingenieur solle man nach Berlin holen, damit der Flughafen endlich fertig werde.
Es waren jedenfalls tiefgründige aber auch besinnliche Botschaften, die Bittlinger dem Publikum bei stimmungsvoller Beleuchtung bot. Das Konzert schloss nach zwei lautstark geforderten Zugaben mit seinem bekannten Lied „Sei behütet auf deinen Wegen“ und „Sanna Sannanina“. Ute Lienert aus Söhlde schwärmte anschließend: „Das war inhaltlich und musikalisch einfach grandios“. Markus Bormann aus Adlum, der selbst musikalisch wirkt, meinte, dass es für ihn ein Erlebnis der besonderen Art gewesen sei. Da stand er mit seiner Meinung aber nicht allein.
Nach dem Konzert trafen sich viele Besucher auf Einladung der örtlichen Kirchengemeinde St. Michael mit den Musikern im naheliegenden Dorfgemeinschafthaus zum gemütlichen Beisammensein. In der Kirche konnten Interessierte vorher Bücher und CDs von Bittlinger persönlich signieren lassen.
Aufgrund des großen Erfolges dieser Premiere in Dingelbe planen die Organisatoren der Kirchengemeinde um Monika und Heinz Dettmer gemeinsam mit dem Gleitz Verlag bereits eine Neuauflage. „Alles hat super geklappt. Es wäre eine tolle Sache, wenn wir Clemens Bittlinger und seine Musiker in ein paar Jahren erneut in unserer schönen Kirche begrüßen könnten“, blickte Pastoralratsmitglied Heinz Dettmer freudig voraus.
Von Hans-Theo Wiechens / Fotos: Clemens Heidrich
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